Schultheißen und Bürgermeister von Unterjesingen

Schultheiß Arnold

war vor seiner Wahl ein berittener Amtsbote zwischen Unterjesingen und dem Herrenberger Oberamt. Er förderte in Unterjesingen vor allem den Hopfenbau. Als er wegen Krankheit 1889 den Dienst im Rathaus aufgeben musste stellte man fest, dass er 35 Jahre "Schultes" war.

Schultheiß Wizemann

Schultheiß Johannes Wizemann
Schultheiß Johannes Wizemann

war gelernter Notar und machte nebenher die Rechnungs-Geschäfte in Breitenholz, Reusten und Oberndorf. In seine 40-jährige Amtszeit fiel der Bau der Eisenbahn und 1928 der Bau der Wasserleitung.

Johannes Wizemann ganz links war von 1890-1930 Unterjesinger Schultheiß
Johannes Wizemann ganz links war von 1890-1930 Unterjesinger Schultheiß

1891 Hochzeit mit Tochter des Müllers Fleck aus Pfäffingen unter allgemeiner Teilnahme der Vereine und gefeiert von den Einwohnern. Ein Zeugnis der Beliebtheit, die sich der Schultheiß während seiner Amtszeit erworben hatte.

Auf dem Foto um die Jahrhundertwende abgebildet mit seiner Familie. Sein Vater kam mit Gold im Taschentuch von Amerika zurück. Damit kaufte er den Hof in Waldhausen.

BM  Sauter unten 4. v. links mit Gleichgesinnten. Er war ein überzeugter Nazi.jpg
BM Sauter 4. v. links

Bürgermeister Sauter

Amtszeit 1930-1933. Er war ein begeisterter Anhänger von Hitler. Nach knapp 4 Jahren in unserem Dorf ging er nach Gomaringen.

Bürgermeister Haug

war ein unbeliebter "Pascha". Aber 1945 hat er größeres Unheil verhindert, als er den auf dem Baylerkapf verschanzten Volkssturm zum Abrücken bewegte.

Bürgermeister Zeeb

musste mit seiner Gemeinde die große Not ertragen, die der Krieg und die Besatzung mit sich brachte.

BM Adolf Zeeb von 1946 bis 1954
BM Adolf Zeeb von 1946 bis 1954

In langen, zähen Verhandlungen konnte Zeeb die Gärten hinter dem Gasthaus Lamm für die Gemeinde erwerben. Nach Jahren der Beratungen, Verhandlungen und Planungen kam am 9.Sep. 1954 die Genehmigung zum Bau der neuen Schule. Jedoch das Geld reichte nicht. Die große Lücke im Finanzplan wollte der Gemeinderat mit dem Erlös aus einem außerordentlichen "Holz- Hieb" erwirtschaften. Beträchtliches Geld hätte der Verkauf von alten Eichen aus dem Gemeindewald erbracht. Aber das Forstamt verweigerte die Zustimmung. Mit großen Bedenken fing man an zu bauen. Zeeb war die treibende Kraft, doch kurz darauf verlor er 1954 die Wahl.

Bürgermeister Girrbach

hat ohne jeglichen Finanzierungsplan die Schule weitergebaut. Er hinterließ hohe Schulden, ein verunsichertes, ja ein total entnervtes Rathaus und viel Unordnung.

Bürgermeister Schmid

Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:

BM Richard Schmid mit Hermann Theuer frühe 80er
BM Richard Schmid mit Hermann Theuer frühe 80er

"Liebe Leute,
im Dezember 1957 bin ich mit knapper Mehrheit, nach zwei Wahlgängen, zum letzten Bürgermeister von Unterjesingen gewählt worden , ich der Maurermeister, gerade erst der Liebe wegen zurück gekehrt aus Tasmanien. Mein Vorgänger Girrbach saß im Gefängnis mit Spielschulden und diversen Finanz- und Steuervergehen im Amt. Seit einem halben Jahr lastete die Verantwortung auf dessen Stellvertreter Schmiedemeister Hermann Theurer. Seine Schmiede stand damals unmittelbar westlich vom Rathaus. Er war heilfroh als er mir den Schlüssel übergeben konnte.

Richard u. Gretel Schmid mit den letzten Bürgermeisterehepaaren des Ammertals
Richard u. Gretel Schmid mit den letzten Bürgermeisterehepaaren des Ammertals

Nach kurzer Zeit musste ich feststellen, dass es neben den Finanzierungsschulden für die Schule jede Menge unbezahlte Rechnungen gab. Weder der Gemeinderat noch das Landratsamt hatte davon Kenntnis. Mir war sehr schnell klar: ich war das Oberhaupt einer bankrotten Gemeinde. Da gab mir Hermann den rettenden Rat: "do muascht zo meim Schualkamerda gau". Dieser hieß Eugen Maier, war im Landratsamt und hatte die Gemeindeaufsicht unter sich. Der schlug zwar die Hände überm Kopf zusammen, konnte aber seiner Heimatgemeinde helfen und besorgte staatliche Hilfsmittel. Zehn Jahre mussten wir sparen, sparen, sparen. So ist auch zu erklären, warum wir aus Kostengründen Kindergarten, Feuerwehr und Turnhalle unter ein Dach brachten. Es kam die lange Zeit der Schulden-Tilgung.

Am 5.Februar 1985 habe ich nach mehr als 27 Jahren unser Rathaus verlassen."